Caipirinha am Strand, perfektes Klima, entspannte Leute: Brasilien klingt wie ein ewiger Urlaubstraum. Doch was, wenn dieser Traum zum Alltag wird? Auswandern nach Brasilien wird für viele immer attraktiver: wegen des Klimas, der Natur, der Kultur – und weil das Leben dort manchmal leichter wirkt.
Aber wie realistisch ist der Schritt? Worauf sollte man vorbereitet sein? Und welche Dinge sind für uns Deutsche erstmal ein Kulturschock?
Hier kommt der große Überblick – mit allem, was du wissen musst, wenn du ernsthaft über ein neues Leben in Brasilien nachdenkst.
Rechtliches & Visum Brasilien: Was muss man wissen?
Bevor das Auswandern nach Brasilien realistisch wird, braucht es eins: ein gültiges Brasilien Visum. Für EU-Bürger gilt: 90 Tage darf man visumfrei in Brasilien bleiben, bei Bedarf um weitere 90 Tage verlängerbar – also ideal, um erstmal einen Langzeitaufenthalt in Brasilien zu testen.
Für eine dauerhafte Auswanderung braucht man jedoch spezielle Visa:
- Daueraufenthalt (Permanência): z. B. für Rentnerinnen mit einem monatlichen Einkommen (ab ca. 2000 €), Investoren mit Kapitalnachweis oder Ehepartner*innen brasilianischer Staatsangehöriger.
- Arbeitsvisum: Nur möglich mit einem konkreten Arbeitsvertrag eines Unternehmens in Brasilien.
- Digital Nomad Visa: Seit 2022 verfügbar, für ortsunabhängige Freelancer oder Angestellte mit ausländischem Arbeitgeber (Mindestgehalt ca. 1500 US$ pro Monat).
Dauerhaft auswandern oder erstmal testen?
Nicht jeder will gleich alles kündigen. Wer sich noch unsicher ist, kann einen Langzeitaufenthalt in Brasilien testen. Ideal sind dafür Aufenthalte von 2–6 Monaten mit Touristenvisum, das Arbeiten im Homeoffice aus einer Airbnb-Unterkunft und verschiedene Regionen ausprobieren, erstmal ganz ohne Verpflichtungen.
Wo lebt es sich am besten? Die besten Orte zum Auswandern
Brasilien ist riesig. Vom tropischen Dschungel bis zu modernen Millionenstädten ist alles dabei. Wer auswandern möchte, sollte sich also vorher überlegen, welcher Lebensstil angestrebt wird – und wie wichtig das Thema Sicherheit ist.
Einige beliebte Regionen im Überblick:
Florianópolis: das Paradies für Surfer & Freigeister
Die Inselstadt im Süden gilt als Hotspot für junge Auswanderer, Digitale Nomaden und Familien mit Sehnsucht nach Meer. Viel Natur, viele Strände – aber auch viel Regen und niedrige Temperaturen im Winter. Dafür punktet die Insel aber auch bezüglich hoher Sicherheit.
Santa Catarina & Rio Grande do Sul: aus deutscher Hand
In der Region Santa Catarina (zu der auch Florianópolis gehört) gibt es ganze Städte, die von deutschen Einwanderern stammen und eine deutsche Kultur pflegen (z.B. Blumenau). Das gleiche gilt für die Region Rio Grande do Sul. Fast 40% der Bevölkerung sind hier Deutschbrasilianer.
São Paulo: Business, Hochhäuser und Kultur
Wer Karriere machen oder unternehmerisch durchstarten will, landet früher oder später in São Paulo. Teuer, riesig, schnell – aber eben voller Chancen. Auch für junge Leute ideal, da man hier viel erleben kann – viel Nachtleben und internationale Communities. Die Sicherheit ist aber je nach Viertel eine andere Frage.
Nordosten Brasiliens: schönste Strände & kleines Budget
Für viele Auswanderer mit wenig Budget und großer Strandliebe ist der Nordosten perfekt. Die Lebenshaltungskosten sind hier deutlich niedriger, das Klima das ganze Jahr lang tropisch warm und die Strände zählen zu den schönsten des Landes.
Beliebte Städte und Regionen:
- Recife: Lebendige Stadt mit Kolonialflair und guter Infrastruktur
- Natal: Überschaubar, freundlich, mit langen Sandstränden und viel Sonne
- João Pessoa: Sauber, ruhig, ideal für Familien oder Ruhesuchende
- Maceió & Fortaleza: Für Sonnenanbeter und Fans von tropischem Lebensgefühl
Hier lebt man oft deutlich günstiger als im Süden – es ist aber teilweise auch weniger sicher.
Rio de Janeiro: zwischen Postkartenmotiv und Realität
Rio bleibt für viele das Traumziel schlechthin. Die Stadt bietet atemberaubende Strände, legendäre Aussichtspunkte und ein intensives Lebensgefühl mit vielen internationalen Touristen.
Aber: Rio hat auch Schattenseiten – besonders in Bezug auf Sicherheit und hohe Lebenshaltungskosten. Wer hier leben will, sollte sich gut vorbereiten und bevorzugt in sichere Viertel wie Botafogo, Leblon oder Barra da Tijuca ziehen.
Lebenshaltungskosten Brasilien: Was kostet der brasilianische Alltag?
Brasilien ist kein Billigland – zumindest nicht überall. Während man in ländlichen Gebieten mit wenig Geld auskommt, können die Preise in São Paulo oder Rio de Janeiro auch schnell europäische Großstadtniveaus erreichen.
Eine Orientierung zu den Lebenshaltungskosten in Brasilien:
- Miete: ab 200 € (einfach) bis 1500 € (gehoben) je nach Stadt und Lage
- Lebensmittel: günstiger als in Deutschland, besonders lokal produzierte Produkte, Supermarktpreise sind aber ähnlich.
- Gesundheitssystem: privat ist besser und kostet ca. 50–200 €/Monat
- Transport: günstiger ÖPNV, aber oft unzuverlässig und unsicher. In Brasilien ist Uber für viele die bessere Option und recht günstig.
- Strom & Internet: günstiger als in Deutschland, aber in heißen Regionen muss man mit extra Stromkosten für Klimaanlage rechnen.
Unterm Strich lässt es sich in Brasilien günstiger leben. Vorausgesetzt, man passt sich an den lokalen Lebensstil an und wohnt nicht gerade an der Copacabana.
Sicherheit in Brasilien: Realistisch bleiben – aber keine Panik
Sicherheit in Brasilien ist ein sensibles Thema – zurecht. In vielen Städten gibt es Gegenden, die gemieden werden sollten. Straßenkriminalität, Einbrüche und Taschendiebstähle sind dort Teil des Alltags. Aber: Brasilien ist nicht per se unsicher. Vieles hängt vom Standort, Verhalten und Lebensstil ab.
Wichtige Tipps zur Sicherheit:
- Regionen gezielt wählen: Viele Kleinstädte, z. B. im Süden oder im Landesinneren, gelten als viel sicherer als Großstädte wie Rio de Janeiro.
- Unterkunft mit Bedacht wählen: Gated Communities oder bewachte Apartmentanlagen bieten in urbanen Gegenden Schutz und sind auch weit verbreitet.
- Nicht auffallen: Kein teurer Schmuck, kein offenes Smartphone, keine auffälligen Markenartikel auf der Straße.
- Verhalten anpassen: Öffentliche Verkehrsmittel meiden bei Nacht, Taxi oder App-Fahrten bevorzugen, Wertsachen zuhause lassen.
In vielen Städten sieht man aus Sicherheitsgründen nach 22 Uhr nicht mehr viele Menschen auf der Straße. Viele Auswanderer berichten aber auch, dass sie sich mit der Zeit sicher fühlen – sobald man eben die Spielregeln kennt. Angst ist kein guter Reisebegleiter, Vorsicht aber sehr wohl.
Gesundheitliche Risiken in Brasilien
Bezüglich Sicherheitsrisiken muss man sich auch darüber bewusst sein, dass es in Brasilien Tropenkrankheiten gibt, die z.B. durch Mücken übertragen werden. Während einige davon meist mild verlaufen, sollte man sich z.B. gegen Gelbfieber – je nach Gebiet – auf jeden Fall vorher impfen lassen.
Arbeiten in Brasilien und Auswandern mit Kindern
Einen Job in Brasilien zu finden ist für Ausländer nicht ganz einfach. Das liegt vor allem an der Bürokratie und den Anforderungen an ein Arbeitsvisum. Die Arbeitslosenquote ist recht hoch, die Konkurrenz groß und Portugiesisch meist Pflicht.
So klappt das Arbeiten in Brasilien aber trotzdem:
- Online-Berufe: Der einfachste Weg: ein Job, der mitkommt. Remote-Arbeiten, Freelancing, E-Commerce. So verdienen viele gutes Geld in Euro oder Dollar, leben aber günstiger vor Ort.
- Tourismus & Gastronomie: vor allem in kleineren Orten, aber oft informell.
- Sprachunterricht & Nachhilfe: Deutsch oder Englisch unterrichten kann ein Einstieg sein und wird oft gesucht (auch online).
Wichtig: Das Einkommen in Brasilien ist niedriger als in Deutschland. Viele Auswanderer kombinieren deshalb lokale Lebenshaltungskosten mit Einkommen aus dem Ausland. Zum Beispiel durch Remote-Jobs oder Online-Businesses.
Mit Kindern nach Brasilien auswandern: Schule und Sicherheit
Brasilien ist auf jeden Fall kinderfreundlich.Trotzdem sollten Auswanderer mit Familie sich gut vorbereiten.
- Bildung: Internationale Schulen sind teuer, aber oft qualitativ hochwertig. Öffentliche Schulen variieren stark in Qualität – und auf Englisch lernen z.B. liegt auf jeden Fall kein Schwerpunkt.
- Sicherheit: Ein viel diskutiertes Thema. In vielen Regionen lässt es sich auch mit Kindern sicher leben – in anderen sollte man sich gut informieren und vorbereitet sein.
- Integration: Kinder lernen schnell Portugiesisch und finden oft leichter Anschluss.
Sprache, Alltag & Kultur: Zwischen Leichtigkeit und Chaos
Brasilien ist ein Land der Gegensätze: arm und reich, Tradition und Moderne, strukturiert und chaotisch. Wer hier leben möchte, muss auf jeden Fall etwas Flexibilität und Geduld mitbringen:
Freundliche Menschen und die Notwendigkeit von Portugiesisch
Brasilianer sind sehr freundliche und offene Menschen. Wer also Portugiesisch spricht, sollte keine großen Probleme haben, neue Freunde zu finden. Hier kommen wir aber auch schon zum nächsten Punkt: Portugiesisch. Die Landessprache zu sprechen ist kein nice-to-have, sondern wirklich nötig. Mit Englisch kommt man zwar in größeren Städten teils noch ganz gut durch. Aber grundsätzlich wird es ohne Portugiesisch schwierig – sei es bei Arztbesuchen, Behördengängen, beim Leute kennenlernen oder einfach nur im Supermarkt.
Chaos und Improvisation: Pünktlichkeit ist relativ
Wie in ganz Lateinamerika gibt es so etwas wie deutsche Pünktlichkeit einfach nicht (abgesehen von offiziellen Terminen – hier sollte man auf jeden Fall pünktlich sein). Ansonsten heißt es flexibel bleiben. Denn wer z.B. auf einen Handwerker wartet, sollte sich lieber den Tag dafür einplanen.
Das gleiche gilt für Bürokratie: Während diese einerseits lockerer abläuft als zuhause, dauert es auch alles ein bisschen länger. Und ist ein bisschen chaotischer. Und auch beim Straßenverkehr sollte man sich daran gewöhnen, dass es Chaotisch zugehen kann.
Freizeit und brasilianisches Lebensgefühl
Brasilien ist bekannt für seinen Karneval. Und zwar nicht nur in Rio! Die Menschen lieben Tanz, Musik und gutes Essen genauso sehr wie katholische Feste und Fußball.
Das Leben in Brasilien ist grundsätzlich lockerer und entspannter als in vielen europäischen Ländern – und Brasilianer sind nicht umsonst stolz auf ihr Land.
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Fazit: Auswandern nach Brasilien – für wen lohnt sich der Schritt?
Brasilien ist nicht immer ein einfaches Pflaster. Das Auswandern nach Brasilien ist ein Neuanfang mit Herausforderungen – aber auch mit riesigem Potenzial und der Chance auf mehr Lebensqualität, tolles Klima und entspannte, herzliche Menschen.
Wer offen ist für neue Lebensweisen, bereit zur Anpassung und vielleicht sogar ortsunabhängig durch einen Remote Job in Brasilien arbeitet, findet hier ein Land mit großer Lebensfreude und beeindruckender Natur.